(K)ein Tag wie jeder andere
Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen

Endlich konnte ich dem nasskalten Februar in Deutschland entfliehen. Abends im Everglades Nationalpark in Florida angekommen, beschloss ich am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang am Anhinga-Trail die Seerosen zu fotografieren.

Rechtzeitig an Ort und Stelle konnte ich, als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont kamen, mit dem 20mm Weitwinkel stimmungsvolle Aufnahmen machen. Um eine gute Perspektive zu bekommen, mußte ich zwischen dem Geländer des Holzsteges durchfotografieren. Als ich ein paar Meter weglief, um aus dem Rucksack einen Film zu holen, kippte das Stativ und fiel kopfüber ins Wasser.

Vermutlich von den Schwingungen des Holzsteges und durch den schweren Kugelkopf. Glücklicherweise landete die Kamera weich auf dichtem Pflanzenbewuchs und die Enden der Stativbeine ragten ca. 20cm über die Wasseroberfläche. Nach wenigen Sekunden hatte ich die Kamera aus dem Wasser gezogen und - so gut dies möglich war - zerlegt und trockengerieben. Bis zur Mittagszeit fotografierte ich noch mit dem zweiten Gehäuse Alligatoren und Teichhühner.

Weil der Wasserstand für diese Jahreszeit sehr hoch war, entschloß ich mich in den südlichen Teil des Nationalparks zu fahren. Am Campingplatz in Flamingo angekommen, er liegt direkt am Golf von Mexiko, stellte ich gleich mein Zelt auf. Mit der Abendsonne war ich am Eco-Pond, einem ca. 3 Hektar großen Teich, den man zu Fuß umrunden kann. Von einer kleinen Holzplattform direkt über dem Wasserspiegel, konnte ich noch ein paar weiße Ibisse ablichten.

Beim Wechseln der Brennweite fiel mir ein Objektivdeckel auf den Fuß und von dort in das Wasser. Ich konnte ihn gut im flachen Wasser sehen und überlegte ihn rauszuholen. Noch während dieses Gedankens kam plötzlich völlig geräuschlos ein mittelgroßer Alligator unter der Plattform vorgetaucht und sah nach was da ins Wasser gefallen war. Jetzt mußte ich erst einmal tief durchatmen. Nicht auszudenken wenn...........

Der vierte Februar war kein Tag wie jeder andere.

Übrigens: Die "Unterwasserkamera" habe ich bei jeder Möglichkeit auf das warme Autodach zum Trocknen gelegt. Und nach sechs Tagen war sie wieder einsatzfähig, die Nikon F 5.


Text und Fotos: © 2003 Dieter Höll