Das Naturschutzgebiet
"Lummenfelsen der Insel Helgoland"

Der einzige Vogelfelsen der deutschen Küste

Ungefähr 50 km von der deutschen Küste entfernt, inmitten der Nordsee, liegt das in Deutschland einmalige Vogelparadies Helgoland. Der rote Fels der 1,5 km² großen Insel ragt 60 Meter aus dem Wasser.

Vom Frühjahr bis Sommer fasziniert die Insel durch 7500 Brutpaare verschiedener Seevögel, die dicht gedrängt auf den schmalen Felsbändern sitzen. Am westlichen Felsrand liegt das Naturschutzgebiet "Lummenfelsen", das lediglich 1,1 ha groß und damit das kleinste Naturschutzgebiet Deutschlands ist jedoch mit der größten Brutvogeldichte.

Gefahr droht den Helgoländer Seevögeln von der schleichenden Ölpest in der Nordsee. Jahr für Jahr sterben allein in der deutschen Bucht Tausende von Seevögeln, Watvögeln und Enten an Verölung. Ein Ölunfall in der Nähe Helgolands zur Brutzeit könnte die gesamte Kolonie mit einem Schlag auslöschen.

Die Brutvögel
Die Trottellumme, mit ca. 2500 Brutpaaren, ist der Charaktervogel Helgolands. Die Lummenkolonie besteht seit Menschengedenken am heutigen Lummenfelsen. Ab Mitte April besetzen sie ihre angestammten Brutplätze im Felsen, wo jedes Paar ein Ei auf den nackten Felsen legt. Da das Ei birnenförmig ausgeprägt ist, kann es kaum vom Felsen herunterrollen.

Nach 30 Tagen schlüpfen die Jungen, die dann 20 bis 25 Tage lang auf dem Felsband von ihren Eltern mit Kleinfischen gefüttert werden. Noch im Dunenkleid und flugunfähig verlassen sie mit einem Sprung in die Tiefe den Felsen und landen im Wasser. Dieser "Lummensprung", der in der Abenddämmerung von Anfang Juni bis Juli beobachtet werden kann, ist ein faszinierendes Naturschauspiel.

Die Dreizehenmöwe (ca. 4800 Paare) baut an kleinen Felsvorsprüngen Nester aus Tang, Algen und Grashalmen. Ihr Gelege besteht aus einem bis drei olivgrünen Eiern. Die Jungvögel bleiben bis zum Flüggewerden Mitte bis Ende August auf den engen Nistplätzen. Im September verlassen sie die Insel, um wie die anderen Seevögel auf dem Nordatlantik zu überwintern.

Als sich im Jahre 1953 Silbermöwen als Felsenbrüter am und nahe beim Lummenfelsen niederließen, war dies für unsere Küsten eine große Ausnahme. In der Regel sind die Silbermöwen bei uns Flachboden- und Dünenbrüter. Die Silbermöwe ist durchaus als eine Bereicherung der Helgoländer Brutvogelwelt anzusehen, zumal sie in den Felsen stehend oder über den Klippen segelnd einen prachtvollen Anblick bietet und ihre Rufe wesentlich zum Gesamtbild des Naturschutzgebietes beitragen.

Der Baßtölpel ist der größte Seevogel des Nordatlantiks. Als Brutvogel war er erstmals 1991 auf Helgoland zu beobachten. Das Paar legt ein Ei und bebrütet es mit den Schwimmhäuten. Vom Klippenrandweg konnte man 1996 vier Paare beobachten.

Außerdem brütet noch der Tordalk mit ca. acht Paaren auf der Insel. Er ähnelt im Aussehen und in der Lebensweise der Lumme. Der Eissturmvogel, der mit gut dreissig Paaren brütet, ist hier seit 1972 heimisch. Er gehört trotz seiner Ähnlichkeit nicht zu den Möwen, sondern ist ein naher Verwandter der Albatrosse.

Der "Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V.", betreut seit 1983 das Naturschutzgebiet. Es besteht ein Informationszentrum und es werden Natur- und vogelkundliche Führungen angeboten.


Text und Fotos: © 2003 Dieter Höll