Ökologische Gefahren

Das Gleichgewicht der Natur wird sehr schnell durch unbedachte Handlungen des Menschen zerstört.

Dazu ein Beispiel aus dem Etosha Nationalpark im Norden Namibias. Zur Befestigung der Straßen im Park wird Kies benötigt, der in der Etosha- Pfanne unter einer dünnen Schicht von Lehm und Sand vorhanden ist. Beim Abbau von Kies entsteht dann eine Mulde mit kalkhaltigem Boden, in der sich in der Regenzeit Wasser ansammelt. Diese Tümpel enthalten alkalisches Wasser, in denen sich besonders gut Milzbrandbakterien (Bacillus anthracis) vermehren.

Dieser Milzbrand ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit. Bei fast allen natürlichen Sterbefällen wird der Kadaver auf Milzbrand untersucht, denn die Situation muß sorgsam überwacht werden, wenn das bedeutende natürliche Gleichgewicht bewahrt werden soll.

Festgestellt wurde Milzbrand bei Steppenzebra, Springbock, Streifengnu, Spießbock, Kudu, Elefant, Giraffe, Eland, Strauß und Gepard. Die Impalas dagegen werden nicht vom Milzbrand befallen, auch scheinen viele Carnivoren (fleischfressende Tiere) dagegen immun zu sein. Eine Diagnose vor dem Tod des Tieres wird dadurch erschwert, daß der Tod 25 Stunden bis 5 Tage nach der Infektion eintreten kann. Zunächst erhöht sich die Körpertemperatur sehr, Durchfall, Teilnahmslosigkeit, Gleichgewichts- und Atemstörungen folgen ; das Tier stirbt sehr rasch durch Ersticken oder Herzversagen. Der Bazillus scheidet ein Toxin aus, das den Körper vergiftet. Die ungeheure Vermehrungsrate des Bazillus führt zu einem akuten Sauerstoffmangel im Blut und damit zum Erstickungstod.

Die Erreger gelangen entweder über die Schleimhäute der Maul- und Schlundregion oder über den Verdauungstrakt in die Blutbahn. Bei guter Kondition des Tieres kann das körpereigene Immunsystem einen Ausbruch der Krankheit verhindern. Die Magensäure kann Bakterien aber nicht die Sporen abtöten. Bei hoher Zahl aufgenommener Bazillen oder Sporen ist es wahrscheinlich, daß einige Erreger den Darmtrakt erreichen, womit die Krankheit meist zum Ausbruch kommt.

Der Körper des toten Tieres bläht sich auf und blutige Ausscheidungen dringen durch alle Körperöffnungen nach außen. Schwarz verfärbtes Blut sind ein deutlicher Hinweis. Unglücklicherweise wird der Kadaver aber selten in diesem Zustand angetroffen, meist waren die Aasfresser schneller und verbreiten durch diese - sonst biologisch sinnvolle Schnelligkeit - die Milzbrandbazillen durch Verschleppen des Kadavers.

Dieser Bazillus ist auch äußerst widerstandsfähig gegen Hitze, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit und chemische Einflüsse. Von Forschern wurde eine Überlebensdauer von 54 Jahren nachgewiesen.


Text und Fotos: © 2003 Dieter Höll